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Warum Pflegestellen wichtig sind

Mit Francesco aus Italien lebt seit einer guten Woche wieder ein Pflegehund bei uns.

 

Mein Herz brennt seit 2000 für Hunde aus dem Tierschutz, seit Pulicella als Welpe bei uns eingezogen ist. Es war Zufall, dass sie damals aus Bosnien zu uns gekommen ist, doch je mehr ich mich mit dem Thema Auslandstierschutz auseinander gesetzt habe, umso mehr hat mich die Frage beschäftigt, wie man helfen kann. Damals mit 13 Jahren waren die Möglichkeiten zugegebenermaßen etwas beschränkt 😉

 

Mit zwei eigenen Hunden fiel die Möglichkeit, einen weiteren Hund aus dem Tierschutz aufzunehmen, weg. Etwas später habe ich davon erfahren, dass man Hunden vorübergehend ein Zuhause geben kann, bis sie eine endgültige Familie gefunden haben.

 

Über die Jahre habe ich mit meiner Familie zusammen einige Pflegehunde aufgenommen, der 12. (Gaia 😊) blieb dann endgültig, weil alles so gut gepasst hat.

Für mich war immer klar, dass ich in meinem eigenen Zuhause, sobald es die Lebensumstände zulassen, wieder Pflegestelle sein möchte. Durch unseren Umzug, viel Home Office usw. ist dies nun wieder möglich.

 

Doch warum finde ich Pflegestellen so wichtig?

Viele Menschen verlieben sich aufgrund eines Fotos in einen Hund, dazu eine kleine Beschreibung und es steht fest: „Dieser Hund soll es werden, diesen möchte ich adoptieren.“

Ich muss sagen, dass ich manchmal fast überrascht bin, dass dieses Vorgehen sooft gut ausgeht und es eher Einzelfälle sind, die dann wieder auf der Suche nach einem neuen Zuhause sind. Man muss dazu aber auch klar sagen, dass es auch immer auf den jeweiligen Tierschutzverein und seine Beschreibungen ankommt. Manchmal sind die Beschreibungen sehr gut und der Hund kann schon recht gut eingeschätzt werden, manchmal sind sie jedoch eher dürftig. Ich stelle es mir auch schwierig bis unmöglich vor, einen Hund einzuschätzen, der mit hunderten von Artgenossen in einem Tierheim sitzt, wo nur Zeit für die wichtigste Versorgung ist.

 

Die Pflegestelle dagegen kann nach einer gewissen Zeit erste Aussagen zum Hund, seinem Verhalten, seinen Bedürfnissen und wie er mit dem Leben im Haus, mit Menschen, Hunden etc. zurechtkommt treffen. Natürlich wird sich der Hund im neuen Zuhause nicht 100%ig so verhalten wie in seiner Pflegestelle, aber man kann zumindest eine erste Einschätzung darüber geben und dadurch ein passendes Zuhause finden. Außerdem können Interessenten den Hund besuchen und auch öfters vorbeikommen, um ihn z.B. auch bei gemeinsamen Spaziergängen besser kennenzulernen.

 

In persönlichen Gesprächen habe ich oftmals erfahren, dass zwar grundsätzlich Interesse vorhanden ist, einem Tierschutzhund ein Zuhause zu geben, jedoch man nicht „blind“ adoptieren, sondern den Hund persönlich kennenlernen möchte.

Ich kann dies sehr gut nachvollziehen, da ich persönlich auch keinen Hund nur aufgrund eines Fotos adoptieren würde.

 

Oft sind Pflegestellen auch eine Chance für Hunde, die immer wieder übersehen werden, weil sie entweder älter sind, der Tierheimalltag sie stresst, sodass sie sich zurückziehen oder schlicht einfach nicht so fotogen sind 😉 Auf der Pflegestelle können diese Hunde einfach mal ankommen, zeigen, wer sie wirklich sind und hoffentlich dann ein tolles Zuhause finden.

 

Natürlich müssen die Voraussetzungen für einen Pflegehund stimmen und man muss einen Verein finden, dem man vertraut und dessen Arbeitsweise mit den eigenen Einstellungen zusammenpasst.

 

Selbstverständlich fällt nicht jeder Abschied leicht… gerade wenn es ein Hund ist, der länger bei einem ist und vielleicht genau der Hund ist, den man sich als eigenen Hund wünscht. Aber jeder Hund, der ein schönes Zuhause findet, gibt einem weiteren Hund die Chance auf ein besseres Leben.

 

Und wenn man doch das Gefühl hat, der Pflegehund wäre genau der richtige Hund… dann gibt es immer noch die Möglichkeit PSV zu werden. PSV? Was das bedeutet? Pflegestellenversager, also Menschen, die ihren Pflegehund so ins Herz geschlossen haben, dass er für immer bleiben darf. 😉